Rolling Blackouts Coastal Fever und "Sideways To New Italy": Tolle Musik für (fast) alle Anlässe
08.06.2020 | Jan-Severin Irsch
Man stelle sich folgende Szenerie vor: Man ist auf Reisen, entweder hoch über den Wolken, in einem Reisebus mit kaputter Klimaautomatik oder einfach im Auto auf der Rückbank, bei leicht bewölktem Wetter. Man schaut verträumt in die Wolken und denkt über alles und nichts nach. Fehlt nur noch der passende Soundtrack. Perfekt also, dass Rolling Blackouts Coastal Fever (RBCF) mit ihrem neuen Album eben jenen jetzt komponiert haben. Mit „Sideways To New Italy“ bringt die Melbourner Band ein Album für jede*n und für jeden Moment. Es ist ein Album, auf welches sich alle Beteiligten einigen können, wenn man die Autofahrplaylist bereits durchgehört hat und noch eine Stunde bis zur nächsten Tanke fahren muss, denn Genrepräferenz ist da erst mal zweitrangig. Ob beim bewussten Zuhören oder als Hintergrundmusik – es passt. Und wird nicht langweilig.
So erinnert der Song „Not Tonight“ mit seinem Gitarrenriff ein wenig an etwas aus einem Tarantino- Film, „Cars in Space“ bringt mit seinem Upbeat Tempo einen Song für die spätsommerliche Autofahrt über die Landstraße. Der Song "Cameo" bietet rhythmische Raffinesse in der Strophe, mit schöner Dynamik und musikalischen Nuancen durch die begleitende Gitarre. „Sunglasses at the Wedding“ lässt nicht nur auf einen nachdenklichen Text schließen, sondern ist auch eines der ruhigsten Stücke der Platte.
Interessanterweise hat jedoch kein Song einen direkten Ohrwurmcharakter. Kein schmetternder Gesang, keine schreddernde Gitarre oder Ausbrüche des Schlagzeugs. Alle sind sie einigermaßen ähnlich, doch gelingt RBCF der Drahtseilakt zwischen gleichklingenden Songs und dem Gesamtkonzept eines softeren Pop-Rock-Albums. Ein exzessives Hören über Wochen werden RBCF wohl nur bei wenigen auslösen. Dennoch kann man spüren, dass sie für einen 15:00-Uhr-Slot auf mittelgroßen Festival, bei kühlem Bier und Sonnenschein bestens geeignet wären. Ideal zum angenehmen Mittanzen mit der besten Freundin im Arm (vor allem beim Song „The Only One“), denn Festival heißt ja nicht nur moschen, sondern auch lieb haben. Mit RBCF klappt das allemal.
Wertung
Ob als gutes Geschenk zum Vater-/Muttertag, als Grund, ein Konzert der Band zu besuchen, oder einfach gute Musik beim Autofahren haben zu wollen – „Sideways To New Italy“ ist ein universal einsetzbares Album, mit wenig Ohrwürmern, aber dafür einer Garantie für eine gute Zeit.
Wertung
Verspielter Indie-Rock, der zum Träumen einlädt – Die Rolling Blackouts machen vieles instinktiv richtig und verdienen sich ihre Lorbeeren mit jeder Note. Kein Ausreißer nach unten, starke Ambitionen nach oben. Weiter so und gerne mehr davon.
Jan-Severin Irsch
Jan-Severin macht seit er denken kann Musik. Durch verschiedene Chöre, Bands und Lehrer ist er mittlerweile Lehramtsstudent für Musik mit Hauptfach Gesang, ist Sänger seiner eigenen Alternative/Punkrock-Band und Teil eines Barbershop-Chores in Köln. Von Klassik bis Jazz, von Chor- bis Punkrockmusik hört und spielt er alles gern. Ohne Musik geht nicht.