Arterials und „Constructive Summer“: Zeitloses hanseatisches Punkrockkarate
16.04.2018 | Merten Mederacke
Arterials sind eine kleine Band aus Hamburg. Gegründet Anfang 2017 holen sie nach einem Jahr Bandgeschichte ihr Debütalbum aus dem Ofen: Eine Mixtur aus frisch, knackig und altbacken. „Constructive Summer“ bietet schmucken Punkrock mit allen Elementen, die man so braucht. Da finden sich die Ramones oder The Unseen in gleichem Maße wie modernere Kapellen wieder. Was Arterials mit ihrem Debütalbum aber auf jeden Fall schaffen, ist den frisch geölten wie auch den abgeschabten Doc-Martens-Stiefel in Bewegung zu versetzen und die Mähnen in nostalgischer Rock’n-Roll-Manier fliegen zu lassen.
Ob der Albumtitel etwas mit der Entstehungsgeschichte der Platte zu tun hat, lässt sich nur vermuten. Das Album bietet auf jeden Fall einige sommerliche Momente, die jedes Pogo-Herz höherschlagen lassen. Und plötzlich ist es Herbst und die gestern noch grünen Blätter sind braungraue Matschhaufen auf geflutetem Asphalt. Was dieses Album von seinen Vorfahren abhebt, ist das moderne aber simple Cover-Artwork, welches genau das zeigt.
Auf „Constructive Summer“ tummeln sich zwölf Punkrocksahneschnitten, die Hörer von Jung bis Alt ansprechen. Wem Glam-Rock zu lahm und die New Wave Bewegung zu wild ist, der wird sich mit Arterials sofort anfreunden - vorausgesetzt, man steht überhaupt auf Gitarrengeschrammel und Rückkopplungen.
Die Anfangsphase so mancher 90-Kids-Punkrockjugendzeit ist sehr wahrscheinlich von Tönen begleitet worden, die Arterials 2018 wiederaufleben lassen. Erwartet man von allen Genres doch irgendwie, dass sie sich weiterentwickeln, abwechslungsreich bleiben und/oder sich neu erfinden, ist beim Punk das Gegenteil der Fall. Punk darf immer ähnlich sein, Parolen wiederholen, im Jetzt und Hier oldschoolig daherkommen und auch im 21. Jahrhundert noch fragen: „Haste mal `ne Mark?“ Arterials machen genau das. Sie liefern alles, was Punkrock ist und braucht und das dann auch noch gut. „Constructive Summer“ ist hanseatisches Punkrockkarate mit Handkantenschlag direkt aufs Trommelfell.
Wertung
Punkrock-Nostalgie ist letzten Endes auch Geschmackssache, so wie eigentlich alles. Und eine Albumrezension mit Geschmackssache zu beenden ist unprofessionell. Aber Punk ist nunmal non-konform und dieses Album weckt den Teenie-Rebellitzki in mir. Also: All Hail Gobi Todič!
Merten Mederacke
Merten hat Soziologie, Politik und Philosophie studiert. Seit Jahren treibt er sich auf Konzerten und Festivals herum und fröhnt allem, was Gitarre, Rotz und Kreativität so ergießen. Bei Album der Woche versucht er stets, den Funken seiner Passion auf jeden Lesenden überspringen zu lassen.