Immer wieder hab ich es geschafft, die Band Clowns aus Melbourne zu verpassen, egal ob durch wegfallende Fahrgemeinschaften, Überschneidungen oder Krankheit. Aber vor kurzem haben sie dann endlich an einem meiner freien Tage im Conne Island in Leipzig gespielt. Um eines vorwegzunehmen, wenn im Conne Island blaue Müllsäcke herausgeholt werden, verspricht es außerordentlich amüsant zu werden. Wie amüsant genau konnte hier allerdings noch niemand ahnen!
Im Conne Island angekommen genoss ich erst mal das Wetter und den schönen Garten. Auf den veganen Nudelsalat und die kühle Limo habe ich mich gefreut, seit ich in Dresden in den überfüllten Zug gestiegen bin. Im Saal dann Verwunderung, eine kleine Bühne ist vor der großen aufgestellt. Das schafft jetzt schon klassische Hardcore-Vibes und kann einer Band wie Clowns eigentlich nur zum Vorteil werden.
Longest Line
Den Anfang machen jedoch Longest Line, eine klassische Skate-Punk-Band. Vor der Band sah es da noch recht mau aus und wenn man nun noch neben der verkleinerten Bühne steht, lässt auch der Sound etwas zu wünschen übrig. Generell kann die Band aber dennoch überzeugen. Neben sehr vielen Sing-a-Longs und typisch skate-punkigen Instrumentals zeigte man auf der Bühne außerordentlich viel Energie. Nach knapp 40 Minuten, was an diesem Abend ja doch schon etwas länger ist, gab es dann eine kurze Umbaupause.
March
March, die Hauptsupports, traten auf die Bühne und schlugen sofort ihren energetischen Punk durch die mittlerweile gut gefüllte Örtlichkeit. Der Sound passt und die Menge bewegt sich jetzt zunehmend; erste kleine Pits bilden sich im Saal. Bei den insgesamt 13 Songs geht es vor allem um ihr letztes Jahr erschienenes Album „Get In“. Ja richtig, 13 Songs, im Kern hätte man das hier alles als Doppelheadlinertour fahren können. Das Quartett hat auf jeden Fall ordentlich Bock und gewinnt mit dem Gig einige neue Fans dazu, mich eingeschlossen.
Clowns
Als die Clowns die Bühne betreten, ist das Conne Island in Aufruhr, mittlerweile ist es vor der Bühne sehr voll und als die Band „Formaldehyde“ als ersten Track anstimmt, gibt es kein Halten mehr. Hier kommt dann auch der Inhalt der blauen Säcke zum Tragen, welche voller Zeitungsschnipsel sind, Zeitungsschnipsel, welche heute als Konfetti dienen sollen. Und ab hier, gab es keinen Song mehr, ohne dass es massenweise davon regnete. Aber da hörte das Chaos nicht auf, absolut null. Nicht nur war es unfassbar laut und teilweise durch die Reizüberflutung schwer auf den Sound und die Songs zu achten, nein, wer die Clowns kennt weiß, dass vor allem Frontmensch Stevie Williams niemals still steht und nur so ins Mikro brüllt, während er springt, crowdsurfed, mit dem Publikum interagiert oder hier alles und jeden mit Konfetti bewirft und damit beworfen wird. Vor allem übrigens von einem Kind, welches links an der Bühne steht und wahnsinnig viel Spaß daran findet, gezielt immer wieder andere Menschen mit Batzen von Schnipsel abzuwerfen. Ganz ehrlich, fühle ich. Aber auch auf der Setlistseite ist dieses Konzert ein Highlight. „Bisexual Awakening“, „Dead in the Suburbs“, ältere Songs der Band wie „Human Error“, „Never Enough“ oder der Song „I Got a Knife“ mit Fleur von March sind nur ein Teil des highlightgeladenen Sets. Jetzt stellt euch mal vor, ihr steht vor einer Bühne, es ist laut und das Konzert ist eh schon eines in der Hardcore-Punk-Sparte, aber obendrauf fliegt noch überall Werbung von LIDL herum. Das ist selbst als Text wieder so skurril, dass ich jetzt gerade lachen muss.
Musikalisch war das Ganze sicherlich nicht das krasseste Konzert der Welt, aber das habe ich auch nicht unbedingt erwartet, allein dadurch, dass ich Videos der Clowns kenne und auch schon bei einigen dieser Konzerte im Conne Island war. Aber ich habe gemerkt, dass mir dieses teilweise geordnete und dann auch ungeordnete Chaos auf Konzerten so wahnsinnig gut gefällt, dass ich nach der Show direkt nochmal wollte und trotz der Setlänge von über einer Stunde noch nicht genug hatte. Ich meine, wie unfassbar lustig ist das Bild, wenn der Gitarrist das halbe Set damit verbringt, sein Pedalboard freizulegen, weil schienbeinhoch Konfetti draufliegt? Man kann abschließend sagen, dass dieses Konzert ein Erlebnis war; nun kann man das durchaus negativ konnotiert lesen, was allerdings komplett falsch wäre. Die Conne Island Crew hat den Abend mit ihren blauen Müllsäcken noch einmal hervorragender gemacht und auch die Clowns waren absolut begeistert davon, lachten und hatten noch mehr Spaß als eh schon immer. Ganz ehrlich, ich sage es selten, aber ich glaube Ihnen, dass dieses Konzert das bis dato beste der Tour war.
Wenn ihr die Chance habt, guckt euch diese Band live an, am besten im Conne, da gibt es Konfetti.