Wer Nine Inch Nails kennt weiß, dass selbst im größten Chaos der Musik Struktur und eine auf den ersten Blick vielleicht nicht hörbare Ordnung herrschen. So ist es auch auf „Bad Witch“ und wer sich die Zeit nimmt und mit obskuren und teils dämonisch klingenden Sounds kein Problem hat, entdeckt vielschichtige und durchdachte Lieder. Die Kombination all dieser Elemente schafft eine dichte, zwischendurch beklemmende, aber stets faszinierende Atmosphäre. „Bad Witch“ ist kein Album für die Arbeit oder als Hintergrundmusik geeignet. Die Lieder sind detailreich und verlangen volle Konzentration. Und wer sich dem hingibt, erhält ein lohnenswertes Hörerlebnis.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde ist das Album dann vorbei und benötigt wohl noch einige Durchläufe, um voll erfasst zu werden. „Bad Witch“ ist anders, progressiv, aggressiv und vor allem laut. All dies traf auch schon auf andere Alben der Band zu und doch setzt sich „Bad Witch“ deutlich ab. Drum’n’Bass-Elemente und obskure Soundkulissen inklusive Saxophon machen dieses Album zur interessanten und begeisternden Erfahrung. Fans von Nine Inch Nails sind es gewohnt, die Band mit jedem Album neu zu entdecken und doch hörte sich jedes Werk nach Reznor an. So auch hier. Der Gesang, wie verzerrt er teils auch sei und die Texte, kryptisch und persönlich, sind gewohntes Terrain. Auch die teils fremdartige Akustik ist nicht neu, sondern gehört zu jedem Album der Band.
„Bad Witch“ zeigt dahingehend keine Schwäche, sondern begeistert mit Mut zu Lärm und immensem Abwechslungsreichtum. In Kombination mit den EPs „Not The Actual Events“ und „Add Violence“ ergibt sich eine Zeitreise durch die Geschichte der Band, angefangen von den Tagen des destruktiven Industrials, über die elektronischeren und poppigeren 2000er-Jahre bis zum heutigen Tag. Und dort steht, laut und stolz, „Bad Witch“.