Nebenher bleibt auch noch ein wenig Freiraum für die künstlerische Entfaltung. „I´m A Lot“ kann sich nicht abschließend zwischen Stoner und dem Rocksound der Südstatten entscheiden. So lässt sich ein lauer Sommerabend entspannt ausklingen. Der Titeltrack ist nicht etwa eine verträumte Ode an die Szenegrößen des Brit-Pop (Oasis, irgendjemand?), sondern bäumt sich mit einem hervorragenden, hochkarätig besetzten Feature zu einem wahren Leitwolf auf. Normalerweise verträgt sich keine Ballung von Alphamännchen, doch „No Way“ nimmt den Windschaden der anderen Tracks mit und wechselt blitzschnell auf die Überholspur. Ein dramaturgischer Höhepunkt und mit Sicherheit eines der Highlights auf „Working Title“. Weil Musik zuweilen eine therapeutische Wirkung erzielen kann, arbeitet Gray vermeintlich autobiographische Inhalte auf („What About You?“, „The Fall“ oder „Never Alone“) und setzt mit „Down“ einen punktgenauen Abschluss. Entgegen dem in der weltweiten Musikwirtschaft anhaltenden Trend zur Vermarktung generischer Plastikprodukte steht hier ein Künstler mit Leib und Seele hinter seinem Schaffen. Eine runde Sache.
Menschliches Seelenleben stielt den politischen Abrechnungen auf „Working Title“ ihre Show. Obwohl Nathan Gray seit geraumer Zeit auf einem schmalen Grat zwischen Authentizität und überschwänglichem Pathos balanciert, verliert er doch nie das sorgsam antrainierte Gleichgewicht. Zahlreiche Karriererückschläge haben einen gefestigten Musiker hinterlassen, der sich das Prädikat „Wadenbeißer“ redlich verdient hat. Und was spricht gegen die Comfort Binge, wenn diese doch für sich spricht?