Exklusive Videopremiere: Zwo Eins Risiko veröffentlichen Lyric-Clip zu "Anarchie Made In Germany"
24.06.2019 | Jakob Uhlig
Dass das neue Video des Hamburger Alternative-Duos zu großen Teilen von einem mächtigen paar Socken in Sandalen beherrscht wird, ist nur der oberflächlichste Fingerzeig auf das Penible der deutschen Reihenhaus-Kultur. In "Anarchie Made In Germany" greifen Zwo Eins Risiko eine Vielzahl der Leitbilder der hiesigen Spießbürgerlichkeit auf und verbildlichen so etwa auch das zentimetergenau Stutzen des eigenen Rasens. In dieser Welt der penetranten Angepasstheit kann da so mancher Akt als purer Anarchismus verstanden werden - etwa, bei Rot über die Ampel zu gehen oder den Fahrradweg in Abwesenheit eines Drahtesels zu begehen. Die Band verbildlicht dieses Gefühl mit vielen charmanten Details, die auch mit allerlei Sprachsamples mehr oder weniger berühmter deutscher Persönlichkeiten ergänzt werden, und gerät erst gegen Ende in eine nicht ironisierte Anarchie - dann nämlich, wenn der Song in seinem finalen Breakout nicht nur die Kids, sondern auch den Sandalenträger zum Springen bringt.
Klanglich bestätigen Zwo Eins Risiko so ihren bisherigen Weg mit Nachdruck, schüttelnde Riffs der Bassgitarre paaren sich mit der puristischen Trockenheit des Schlagzeugs und Valentin Kellers fast perkussiv betontem Gesangsstil. Zwo Eins Risiko haben so die dröhnende Soundstruktur knackiger Alternative-Bands wie Royal Blood tief verinnerlicht. Bisher hatte die Band mit diesem Rezept eine Sammlung von Live-Sessions sowie die Single "Keine Macht den Drögen" veröffentlicht. Eine erste EP des Duos ist noch nicht angekündigt, könnte mit dem Release von "Anarchie Made In Germany" aber schon bald in den Startlöchern stehen.
Jakob Uhlig
Jakob kommt aus dem hohen Norden und studiert zur Zeit historische Musikwissenschaft. Bei Album der Woche ist er, neben seiner Tätigkeit als Schreiberling, auch für die Qualitätskontrolle zuständig. Musikalisch liebt er alles von Wiener Klassik bis Deathcore, seine musikalische Heimat wird aber immer die Rockmusik in all ihren Facetten bleiben.