Ladies and Gentlemen, es ist kaum zu glauben, aber "Nacht der Gewohnheit" als letztes Album von Alex Mofa Gang ist auch schon wieder über zweieinhalb Jahre alt. Für die Band aus Berlin Grund genug, um noch einmal nachzulegen und zehn Jahre nach der ersten EP "Vorwort" Studioalbum Nummer Fünf rauszuhauen. Das Zentrum des Plattencovers bildet ein grinsender, gelber Smiley, während sich drum herum in lila gehaltene und nach außen größer werdende Kreise auf schwarzem Grund befinden. Passend zum Titel "Euphorie am Abgrund" sieht das Ganze also entweder aus wie ein großes Loch von oben, auf dessen Grund sich der stellvertretend für die Euphorie stehende Smiley befindet, oder aber auch wie ein Licht am Ende des Tunnels. Vielleicht befindet sich die Euphorie am Abgrund, ist aber noch nicht darüber hinweg befördert worden? Beide Varianten sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Ausgangssituationen, zum einen Pessimismus, zum anderen Hoffnung auf bessere Zeiten. Welche Variante passt aber zum neuen Album von Alex Mofa Gang?
"Euphorie am Abgrund" umfasst zwölf Songs und hat eine Spieldauer von knapp 39 Minuten. Hier haben wir im Bereich des Punkrock schon deutlich kürzere Werke gehört und bekommen, sofern die Platte denn gefällt, eine ordentliche Spieldauer vorgelegt um das Album in vollen Zügen zu genießen. Oder in leeren Regionalbahnen, ist ja auch angenehmer. Spaß beiseite, Alex Mofa Gang lagen in der Vergangenheit mit keiner ihrer Alben wirklich daneben und, so viel sei vorweg verraten, ändern an dieser Quote auch im Jahr 2024 nichts. "Euphorie am Abgrund" klingt vor allem dank Saschas Stimme typisch nach AMG und bedient darin nicht erst seit heute das ganz große Wiedererkennungsmerkmal der Band. Bereits zu "Nacht der Gewohnheit" wurde in der Musik sehr stark in die persönliche Perspektive gewechselt und das auch nun zu allergrößten Teilen beibehalten. Nur selten, zum Beispiel in "Eiszeit in Berlin", wird eine eher beobachtende Rolle eingenommen. Die Tagesordnung von Alex Mofa Gang sieht jedoch meistens persönliche Texte mit einer gehörigen Portion emotionaler Tiefe vor. Und wenn Sascha mal nicht aus der Sicht des lyrischen Ich singt, dann doch wenigstens vom Du. In diesem Beispiel wird sogar zumindest noch ein Wir daraus.