Ein erstes Highlight setzt das ukrainisch-russische Duo Bad mit seiner eigenwillig rockigen „Küchenmusik“, gefolgt von den Lokalmatadoren Barani aus Süd-Hamburg. Die drei jungen Indierocker in braun-weißen Outfits haben das Publikum schnell auf ihrer Seite und die Zugabe-Rufe sicher. Das kombinierte Publikums- und Juryvoting sollte an diesem Abend jedoch zugunsten der vier Bandmitglieder von Stary Ikarus ausfallen, die durch eine vielseitige Mischung aus Blues, Funk und Rock mit russischen Texten überzeugen. Inzwischen ist es schon weit nach Mitternacht, der Headliner-Act noch jedoch noch aus: Urban Bears nennt sich die ebenfalls aus der Hansestadt stammende Band um Frontfrau Pia, die kleinere technische Schwierigkeiten ebenso gekonnt überspielt wie Saitenrisse und die Müdigkeit zur späten Stunde, vor allem aber durch kraftvollen Indie- und Alternativerock für einen gelungen Abschluss des ersten Festivaltags sorgt.
Richtig gepackt wird eine plötzlich volle Fabrique dann aber von Loco Jet – und das, obwohl die Ein-Mann-Band eigentlich viel zu zärtlich abgemischt ist. Wieder wett macht er diese schwierige Voraussetzung mit irren Loop-Station-Moves, die Schritt für Schritt eine komplette Latin-Band simulieren. Der Künstler wird dafür mit den wohl euphorischsten Reaktionen des Tages belohnt, die sogar zu einer Massen-Polonäse durch den ganzen Raum führen. Die anschließende Sandmalerei-Show besänftigt die Stimmung dann wieder etwas und hebt gleichzeitig den multi-künstlerischen Anspruch des Wochenendes hervor. Überhaupt ist die Location im ohnehin schon wie eine Märchenwelt gestalteten Gängeviertel nochmal extra hübsch gestaltet: Fotoausstellungen und andere kleine Installationen sorgen für ein fantastisches Flair, in dessen Mitte auch unser neues Album-der-Woche-Banner seinen ersten Auftritt feiern darf.
Nach dem außermusikalischen Break geht es mit TMA weiter, die sich der russischen Folklore widmen und damit einen krassen Kontrast zu Falling Moose bilden, die neben ihren schnörkellosen Indie-Songs auch eine eingeschworene Fangemeinde mitgebracht haben, die den Sänger der Band wortwörtlich auf Händen trägt. Das Publikum ist mehr als überzeugt von dem Auftritt – so sehr sogar, dass das Trio das im Hintergrund laufende Voting von Zuschauern und Jury gewinnt. Ebenso verdient hätten das aber auch Fault Won’t Fade, die für den Auftritt extra aus Spanien angereist sind und wirklich den brachialstmöglichen Metalcore inszenieren, ohne dabei dem Stumpfsinn zu verfallen. Nach einem Parkway-Drive-Cover inszeniert die Band zum Finale sogar eine Wall Of Death, die erstaunlich gut angenommen wird, obwohl weite Teile des Publikums nicht gerade wie Metal-Heads aussehen.
Nach Fault Won’t Fade ist die Puste fast verbraucht, die Uhr hat die Geisterstunde mittlerweile weit überschritten. Wer aber bis hierhin durchgehalten hat, der wird mit dem besten Auftritt des Tages belohnt: Smoothica machen ihrem Namen alle Ehre und zaubern eine gleichsam tanzbare wie schwelgerische Pop-Jazz-Fusion, von der Tom Misch begeistert wäre. Die Soli aller Akteure sind derartig pointiert und gleichzeitig ausufernd, dass sich selbst um diese Uhrzeit noch einige Menschen zum Tanzen hinreißen lassen. Der Abend endet so mit einem positiven Soja-Sahnehäubchen. An diesem Wochenende konnte man wirklich alles an Musik bestaunen.