Und wieder stehe ich im Felsenkeller zu Leipzig, warte gespannt an der Seite der Bühne, um mich erneut in den Graben zu begeben und Fotos von Bands zu schießen. Heute hat dieser Moment aber einen ganz besonderen Glanz an sich. Seit Jahren träume ich davon, Stick to Your Guns endlich mal fotografieren zu dürfen und endlich hat es geklappt. Dann sieht das Vorprogramm mit Soulblind, Landmvrks und Knocked Loose auch noch wahnsinnig attraktiv aus. Kommen wir gleich mal zum direkten Vergleich mit dem Being as an Ocean Konzert, welches nun keine zwei Wochen her ist und auch genau hier stattfand. Der Felsenkeller ist diesmal nämlich brechend voll, also so richtig. Im Vorhinein war nicht mal mehr klar, ob es noch eine Abendkasse geben wird und das sieht man schon auf dem Weg rein, wo sich bereits fünf Minuten nach Einlassstart eine Schlange bildet. Kommen wir aber nun zum ersten Act.
Soulblind
Soulblind sind ziemlich schwer zu beschreiben, ungefähr so, als treffe eine Oldschool Hardcoreband auf die verzogenen Klänge von King Gizzard. Ja, wirklich, dieser Gedanke machte sich in mir breit, vor allem weil es keine genau Abgrenzung zwischen den Songs gab, also außer die Band hat mal ein paar Worte gesagt. Das ist übrigens auch super, wenn man Fotos macht und drei Songs im Graben hat. Ich wusste nicht, bei welchem Song wir sind und ob überhaupt schon einer geendet hatte. Hier war es auch noch ganz gut möglich, sich im Saal zu bewegen, ohne sich überall mit fremden Schweiß einzudecken, das sollte sich nach dem kurzen Set von 30 Minuten, welches recht unspektakulär daher kam, allerdings ändern.
Landmvrks
Landmvrks wurden nämlich so erwartet, als würde jetzt bereits der Headliner auf die Bühne treten. Angefangen mit „Lost in a Wave“ aus ihrem aktuellen gleichnamigen Album brachten sie den Felsenkeller zum kochen und sofort ging das Gewühl los, welches erst wieder endete, als Stick to Your Guns später am Abend die Bühne verließen. Lieder wie „Rainfall“, „Say No Word“ oder „Self Made Black Hole“ bereiteten die Crowd so gut auf das folgende vor, wie es sonst nichts geschafft hätte. Ich bin mir sicher, dass wir Landmvrks recht bald als Headliner auf dieser Bühne sehen werden, zumindest hörte sich das aus dem Publikum so an. Bevor allerdings die Headliner des Abends die Bühne betreten sollten, fehlte da noch ein ganz fettes Ausrufezeichen.
Knocked Loose
Knocked Loose zerstörten in wenigen Minuten alles und ballerten mit „Where Light Divides the Holler“ sofort ein Manifest der Brutalität raus. Ab hier war es dann wirklich überhaupt nicht mehr zu erkennen, dass wir immer noch in Support Territorium hausierten. „Billy No Mates“, „Belleville“, „All My Friends“ und das Arf Arf Meme „Counting Worms“ traffen mit voller Wucht auf eine Masse von Menschen, die diese Songs mit Energie, Inbrunst und Kraft zurückbrüllten und währenddessen noch sämtliche Gliedmaßen um sich warfen, dies passierte hier übrigens ohne große Vorkommnisse, mit Respekt und dem aufeinander achten, welches so einige andere (Hardcore-) Konzerte dann doch mal vermissen lassen. Generell hebt sich die Crowd diesmal sehr von der bei Being as an Ocean ab, vor allem wenn man sich das Spektakel einmal von oben ansieht, kann man ein wahnsinnig beeindruckendes Bild entdecken. Nun ja, Knocked Loose spielen ganze 13 Songs und fast alles ihrer letzten EP „A Tear in the Fabric of Life“ und räumen ordentlich auf. Um hier direkt mal das Fazit vorwegzunehmen, Stick to Your Guns werden ein gutes Konzert spielen, aber Knocked Loose tragen diesen Abend fast allein und setzen sich hier auf brutale Art und Weise die Krone der besten Band des Abends auf.
Stick to Your Guns
Nach kurzer Zeit, „Take on Me“ vom Band und dem ganzen Ballsaal dazu grölend stehen endlich Stick to Your Guns auf der Bühne und starten mit ihrem wohl bekanntesten Song „Nobody“. Obwohl die Crowd nun schon Landmvrks und Knocked Loose hinter sich hat, wirken sie so, als wären sie gerade vor die Bühne gestolpert. Da wird gebrüllt, gemosht, mit dem Kopf gewippt und einfach gehyped. Stücke wie „Nothing You Can Do to Me“, „Married to the Noise“ oder dem allseits bekannten „We Still Believe“ werden dabei genauso zelebriert und herzlich empfangen wie Songs des aktuellen Albums „Spectre“. So finden hier unter anderem, „Hush“, „Weapon“ und zu meiner sehr großen Freude „Who Dares Wins“ Platz. Hier werden nun auch die Crowdsurfer, welche von Frontmann Jesse Barnett noch einmal mehr dazu aufgefordert werden, sich nach vorn tragen zu lassen, absolut imminent, der Felsenkeller ist nur noch ein Meer aus Menschen, Schweiß und lauter Musik. Diese ist hier, bei Stick to Your Guns, dann auch ein Stück zu laut, um ehrlich zu sein. Ich höre das Schlagzeug noch immer etwas in meinem Kopf dröhnen, wenn ich fest daran denke. Aber auch die Band wird ihrer Rolle als Sympathieträger gerecht. Da rutscht Jesse einfach mal aus, weil irgendjemand einen Becher auf die Bühne wirft und statt sich große darüber auszukotzen, wird es mit einem „Always falling down on that stage“ und einem Lachen kommentiert. Nach knappen 80 Minuten endet das Quintett dann auf „Against Them All“ und schließt sich den verhältnismäßig kurzen, aber dafür zahlreichen Sets des Abends an und hinterlässt ein schweißgebadetes Meer, welches sich in dem verschneiten Leipziger Nachthimmel verliert und glücklich nach Hause wankt.
Ein Fazit zu ziehen ist hier sehr leicht: Das Konzert war durch und durch fantastisch. Hier und da ein paar Probleme mit dem Sound im Saal und großer Fan von dem eher blendenden Licht bin ich weiterhin nicht. Aber Line Up, Stimmung und alles andere waren so wahnsinnig gut, dass es einfach Spaß gemacht hat, auch außerhalb des Fotografierens. Um es kurz zu machen, Soulblind waren unterhaltsam, aber sehr eigen. Landmvrks haben sehr viel Spaß gemacht und Stick to Your Guns waren großartig. Aber das Beste an dem Abend war das grandios gute Set von Knocked Loose. Diese Band hat eine goldene Zukunft und diese leben sie schon jetzt in großen Zügen aus.