Immer wieder habe ich es geschafft, die Band mit dem Namen Park+Riot zu verpassen. Nun ja, das war einmal, ich stehe nämlich jetzt gerade im HD Dresden, eine kleine Kneipe, welche seinen Billard- und Dartbereich immer mal wieder frei macht, um ihn in eine Stage und Platz für eine Crowd zu verwandeln. So auch heute. Vier Bands stehen auf dem Plan. Neben Park+Riot sollen auch noch Scoop, Brighter Days und Bitter Season spielen. Wer diese Bands kennt, stellt fest, dass sie alle (bis auf den Headliner) aus der Tschechischen Republik kommen und zu gewissen Teilen auch in der Metalcore Band Skywalker spielen, fand ich einfach spannend. Jedoch sollte das alles ein stets qualitativ hochwertiges Auf und Ab werden.
Scoop
Den Anfang machen Scoop, welche der noch überschaubaren Masse sehr klassischen Hardcore um die Kauleiste basteln. Hier Platz zum twosteppen, da zum Crowdkillen und irgendwo zu Mikro nehmen und mit brüllen, wenn man denn Bock hat. Und ganz klassisch Hardcore war das Set nach nicht mal 15 Minuten vorbei. Jap, kurz und schmerzlos. Auf die Bühne kommen, spielen, gehen, umbauen. Das liebe Leser*innen ist die Essenz eines guten Hardcoregigs.
Bitter Season
Bitter Season stehen als Nächstes auf der Bühne. Und während wir gerade noch bei Bands wie Terror und Comeback Kid waren, steht nun eine Band vor uns, welche das uneheliche Kind von Neck Deep und Blink 182 ist. Von straightem Hardcore zu Pop-Punk in knapp zehn Minuten Umbaupause. Und genau wie ich es beschrieben habe, läuft das auch. Sehr viele energiereiche, positive Vibes treffen auf melancholische Texte, inklusive Blink 182 Cover. Dazu wird getanzt und gesprungen, das Publikum hat mittlerweile auch immer mehr Bock. Zwar soll es nicht mehr zu einem Pit kommen, aber das lässt der abgedeckte Billardtisch auch nicht wirklich zu. Nach einigen Ansagen zu Themen wie Ungerechtigkeit, Zusammenhalt und Sticheleien gegen Scoop ist dann auch hier Schluss. 25 Minuten ne gute Zeit haben, was will man mehr?
Brighter Days
Brighter Days switchen dann noch mal komplett. Von Hardcore, zu Pop-Punk zu Post-Hardcore à la La Dispute oder Touche Amore. Der absolut bunteste Haufen an Line-Up welchen ich seit langem gesehen habe. Das Licht wird gedimmt und kommt dann nur noch von gelben Halogenlampen. Das gibt Stimmung für die meist ruhig und langsam beginnenden Songs, welche mal mehr, mal weniger nach hinten hin ausbrechen und sehr hart im Kopf bleiben. Sind wir ehrlich, viele Leute hier drin, kennen weder die Bands, noch die Songs, das ist aber absolut in Ordnung, denn ich persönlich gehe hier schon jetzt mit vielen neuen Einrücken raus, die sich später in einer Playlist wiederfinden können und das reicht schon jetzt. Aber der große Paukenschlag kommt ja noch.
Park+Riot
Park+Riot aus Leipzig, das sind zwei Menschen. Einer an einem Saiteninstrument, welches je nach Gusto und Druck aufs Pedalboard sehr anders klingen kann und ein Schlagzeug, welches jetzt gleich die größte Tracht Prügel bekommen wird, die jemals jemand gesehen hat. Wir hatten jetzt also Hardcore, Pop-Punk und Post-Hardcore. Park+Riot sind all das zusammen, aber gleichzeitig. Geordnetes Chaos, sowohl musikalisch als auch mit der Performance. Beschrieben von der Band selbst als Punk-Attitude, Stoner-Dirt, Hardcore-Drive. Da klettert der Schlagzeuger direkt zu Anfang auf die Billardplatte, nur um dann zu seinen Drums zu stürmen und unbarmherzig draufzudreschen und währenddessen mit Inbrunst ins Mikro zu schreien. Gleichzeitig legt der Gitarrist Riffs in den Raum, welche nicht nur einnehmen, sondern mal eben die Nackenparty um mehrere Sixpacks muskulär erweitern.
Es geht natürlich vor allem um das gerade erst erschienene Album mit dem Namen „Wise Words From Well-Fed Mouths“ welches ihr euch jetzt sofort anhören solltet! Im Zuge des Abends, so hatte ich das zumindest verstanden, wurde das gesamte Album und noch ein paar andere Songs gespielt und der Release damit nachträglich ordentlich zelebriert. Dazu gibt es immer wieder Ansagen, die neben der Bitte noch mal dichter zu kommen und auch gern auf der Bühne herumzutanzen vor allem mit schweren Themen umgehen, mit Trauer, Ungerechtigkeit und Co. Die Band fährt demnächst zum Beispiel auch die Ukraine, um dort ein paar Konzerte zu spielen, aus Solidarität. Falls ihr also ein bisschen Geld über habt, so wäre das ein guter Punkt, es auszugeben, das haben sie mehr als verdient!
Aber nicht nur menschlich ist das hier ganz groß. Musikalisch ballert das einfach. Die Breakdowns sitzen, es wird gebrüllt, leise gesungen und vor allem eins, seinen eigenen Schweiß verteilt. Beide Bandmitglieder stehen des Öfteren im Publikum, stagediven und bauen ultimativ das Schlagzeug in die Mitte des Raumes, um dort den letzten Song zu performen. Der wohl beste Satz des Abends ist dabei „Die Base Drum wird ordentlich schieben, also muss sich bitte jemand draufsetzen oder stellen!“ Währenddessen baut die Band mit dem Publikum zusammen das Schlagzeug um. Das ist hier heute alles Teamwork.
Ich bin mal ganz ehrlich, je öfter ich diesen Text lese, desto mehr möchte ich schreiben, aber ich muss mich dann auch immer wieder zügeln, denn das hier ist schon ein halber Roman. Park+Riot geben diesem Abend das letzte bisschen etwas, was ihn noch größer macht. Keine Worte können das, was hier passiert ist, beschreiben. Ganz ehrlich, ihr müsste bitte einfach selbst mal zu einem ihrer Konzerte gehen. Am besten, ihr geht zu jedem ihrer Konzerte! Ich möchte, dass die Band Venues und Touren ausverkauft. Das sollen so viele Menschen erleben wie möglich. Und ganz ehrlich, ich hätte anstatt der 15 Euro (für VIER Bands, Wahnsinn) auch 50 gezahlt. Das wäre es mir wert gewesen! Hört alle diese Bands, kauft die Merchshops leer, supportet das alles!