Konzertbegeisterte Menschen nutzen Brückentage und Feiertage gern sinnvoll. Während andere Menschen ihre Oma besuchen oder über die heimische Grünfläche schlawenzeln und Abends eine x-te Tatort-Wiederholung schauen, zieht es mich mit diversen anderen Süchtigen ins ausverkaufte Conne Island. Das aktuelle Sondaschule-Album finde ich zwar eher mäßig, aber live wird es schon passen, rede ich mir ein. Die Lust auf Ekstase wird noch gesteigert, seit dem ich erfahren habe, dass nicht nur Saufkumpane Mucki samt charmanter Begleitung es aus Düsseldorf zu uns rüber verschlägt, sondern auch ein großer Teil der Rogers-Gang scheinbar nichts besseres zu tun hat, als der Sondaschule hinterher zu juckeln. Feine Sache, zusammen trinkt es sich halt auch besser.
Die Anreise zum Konzert gestaltet sich recht unspektakulär. Die Dame trinkt Gösser, ich stulpe mir ein Astra über die Lippen und Kollege Mucki mit Anhang bringen nicht nur feinstes Uri mit, sondern auch einen Kanister roten Federweißer – man kennt das ja. Auf holen Magen möchte ich allerdings keine Substanz aus dem edlen Kanister genießen und komme nun doch recht nüchtern auf dem Gelände des Conne Island an. Der ursprüngliche Plan sah es vor, dass die gesamte Gruppe noch im Conne Island Cafe diniert, allerdings teilt uns die freundliche Bedienung mit, dass es heute nur Sachen vom Grill draußen gibt. Also ran an die Roster und dann rein in die Bude.
Tourdates
Auf der Bühne machen sich schon Pott Riddim bereit.
Im Gegensatz zur Band enttäuscht mich meine Vorahnung nicht und es folgen sehr zähe 30 Minuten austauschbarer Rock‘n‘Roll – Ska – Irgendwas. Der Smash-Hit der Gruppe ist wohl „Nie mehr arbeiten gehen“. Später sollte ich erfahren, dass ihr selbstbenannter Musikstil „Death Reggea“ sein soll.
Nach dem der Spaß vorbei ist, ist es wenig später schon Zeit für den Main Act. Sondaschule fangen wie eigentlich immer mit ihrem Hit „Sondaschule“ an und schon zappelt sich die Menge gemütlich ein. Ich schau mir den Beginn noch entspannt von der Seite an und stelle erst einmal fest: Da fehlt doch einer! Normalerweise waren die Musikanten immer mit sieben Leuten auf der Bühne, nun fehlt einer der Bläser. Das sollte später in manchen Liedern auffallen, aber insgesamt funktioniert der Laden auch, wenn nur einer bläst. Chris Altmann kümmert sich höchstpersönlich darum, dass auch wirklich jeder im Publikum einen Ton abbekommen wird an dem Abend und pustet mit chirurgischer Präzision seine Klänge in das Publikum.
Nach dem Opener legen die Jungs gleich noch ein paar Smasher nach. „Neue Welt“, „Durch deine Augen“ und alle möglichen anderen Songs der Spotify Top 10 schaffen es auf die Setlist. Von den neuen Songs überzeugen vor allem „Waffenschein bei Aldi“ und „Schere, Stein, Papier“, etwas schnarchig kommt „Amsterdam“ daher. Routiniert zockt die Kombo ihr Set runter mit allem Gedöns was so dazu gehört. Akkustiksongs, einmal hinknien und komisch hoch hüpfen, man kennt das.
An Zugaben wird auch nicht gespart, hier kommen nochmal ein paar Publikumsklassiker aus den Boxen: „Für immer nie nüchtern“ und „Bist du Glücklich?“ geben noch einmal die letzte Möglichkeit, zu springen, tanzen und zu surfen und rasch ist dann ein sehr unaufgeregtes aber solides Konzert vorbei.