So ist der kleine Club im Hamburger Hafen dann doch eher spärlich gefüllt. Das gilt ganz besonders für den Auftritt von Cursed Earth, die ihre erste Deutschland-Show überhaupt spielen und wohl auch deswegen nicht sonderlich viel Publikum vor ihrer Bühne versammeln. Man muss aber auch zugeben: So richtig spannend ist die Musik des australischen Quintetts nicht. Die Frontfrau der Band hat zwar ein beachtliches Organ, weiß das aber nur für ihre gezwungen böse Erscheinung und nicht für musikalische Originalität einzusetzen. „This is an old song“, heißt es zwischendurch immer wieder. Gut, das bedarf natürlich wirklich einer Erwähnung, denn der absolut einheitliche Sound der gesamten Setlist lässt keine Rückschlüsse auf verschiedene Entstehungsphasen der Tracks zu. Lediglich der Drummer weiß mit seinem zwischenzeitlichen Einsatz des Beckens als tragendes Rhythmus-Element für einen Aha-Moment zu sorgen. Dieser verkommt aber zur „St. Anger“-Snare, nachdem das in wirklich jedem Song geschieht. Der Applaus am Ende des dreißigminütigen Sets ist mehr als verhalten.
Zum Glück machen es Novelists besser. Die junge Band aus Frankreich verleiht ihrem atmosphärischen Core mit vielen Clean-Passagen und großen Soundwänden eine breite Atmosphäre. Ihre spannende Musik verkörpern sie dabei nicht nur technisch sehr versiert, sondern auch persönlich und extrem sympathisch. Frontmann Matt Gelsomino ist das Grinsen kaum aus dem Gesicht zu wischen, als er beim dritten Song in die Mitte der Zuschauer kommt, und gemeinsam mit ihnen immer wieder auf und ab springt. Ein magischer Moment, der eindrucksvoll demonstriert, dass Fans harter Musik eben überhaupt nicht so finster sind wie ihr Ruf, sondern Teil einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig auf die Beine hilft. Das Publikum belohnt die Novelists schließlich noch mit dem ersten Moshpit des Abends. Den haben sie sich auch verdient.
So ist der Weg frei für Make Them Suffer, die heute ihre erste alleinige Headline-Show in Deutschland spielen. Interessant ist, wie anders die Songs der Band hier erscheinen: Die orchestralen Elemente von Keyboarderin Booka Nile sind im Live-Mix wesentlich weniger präsent – ob das gewollt ist, sei mal dahingestellt. Stattdessen stehen die „klassischen“ Metalcore-Instrumente wesentlich stärker im Vordergrund, und so leiten Make Them Suffer vielmehr ein Abrisskommando als eines von opulenter Weitläufigkeit ein. Das schadet ihren Songs gar nicht mal unbedingt, da diese eben auch ohne die sinfonischen Elemente nicht nach Schema F geschrieben sind. So toben die Moshpits vor der kleinen Bühne des Hafenklangs umso härter, und Make Them Suffer können sich nach etwa einer Stunde schließlich guten Gewissens verabschieden. Der kleine erhabene Kreis des Publikums weiß, warum es sich gelohnt hat zu kommen.