„Wir haben die Möglichkeit für einen Wandel gesehen, weil wir gerade in einer Zeit leben, in der niemand so genau weiß, wo die musikalische Reise hingehen soll. Wir haben es als Herausforderung angesehen, die Grenzen des Rock’n’Rolls auszuloten. Vielleicht haben viele Menschen Angst vor dem Album, weil sie wollen, dass wir eine klassische Rockband sind. Wir haben seit ‚Weekend Man‘ aber aufgehört, uns so zu nennen.“ Per Andreasson kann musikalische Ideen sehr pragmatisch in Worte fassen. Der Drummer von Royal Republic klingt wohlüberlegend, während er seine Gedanken formuliert, unterstreicht Kernpunkte mit klarer Gestik und legt so das Bild eines Analysten an den Tag, das man von ihm im ersten Moment gar nicht erwartet hätte. Immerhin sitzt Andreasson gemeinsam mit seinem Kollegen Jonas Almén gerade im knallig roten Bühnensakko im Tourbus, wird am Abend mit einigen Fans bei einer Pre-Listening-Session feiern und beschreibt die Identität der Musik seiner Band als „tanzbaren Sound mit bescheuerten Texten“. Wer sich aber einmal intensiv mit Royal Republic unterhält, der stellt fest, dass hinter der Fassade der Band mit der dauerhaft guten Laune und dem funkigen Rock’n’Roll-Sound sehr reflektierte Musiker stecken, die sich im Stillstand unwohl fühlen und für die sich hinter der Musik keine Zweckmäßigkeit, sondern die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung verbirgt.
Dass das der Fall ist, liegt auch an einem steinigen Pfad auf dem Weg zur Adoleszenz, den Royal Republic in mittlerweile über zehn Jahren Bandgeschichte zurückgelegt haben. Das erste Album der Band ist eine absolute Spaßgranate, die voll auf Tanzbarkeit und die Umsetzbarkeit auf Konzerten ausgelegt ist. Das funktioniert in der Resonanz der breiten Masse außerordentlich gut, Royal Republic touren unentwegt durch ganz Europa und produzieren ihre zweite Platte „Save The Nation“ quasi im Vorbeigehen, um ihr Momentum nicht zu verlieren. „‚Save The Nation‘ haben wir viel zu schnell gemacht“, beschreibt Andreasson das Album rückblickend. „Gemessen an der Zeit, die wir dafür aufgewendet haben, war es ganz gut, aber ich glaube, dass wir es nach drei Jahren Tour eigentlich Leid waren, eine Partyband zu sein.“ Dieses Gefühl der Unzufriedenheit manifestiert sich schließlich in einem kollektiven Burnout: „Wir hatten den Spaß an der Sache verloren. Wir haben mitten auf der Tour festgestellt, dass wir nach Hause mussten.“ Royal Republic setzen diesen Gedanken in die Tat um und trennen sich für ein paar Wochen voneinander. Sie reden während dieser Zeit kaum. Als sie dann schließlich als Support der Toten Hosen auf die Bühnen zurückkehren, haben sie neue Kraft getankt. Kraft, die sie für ihr drittes Album „Weekend Man“ benötigen, für das ihr Label sie zu professionellen Songschreibern nach Los Angeles verschifft. Die Band ist von dieser Idee alles andere als begeistert, merkt auf diesem Trip aber endlich, was sie wirklich will. „Wir brauchten die vielen Leute, die uns erzählen wollten, was wir zu tun haben, damit wir es anders machen konnten“, reflektiert Andreasson. So entsteht aus „Weekend Man“ ein Neustart für Royal Republic, mit dem sich das Quartett endlich wohl in seiner Haut fühlt.