Paul Kreuzer (Home Away From Home Booking/ A Saving Whisper): Als Booker im DIY-Bereich betrifft mich die „Corona-Krise“ insofern, dass momentan viele Veranstalter*innen und Spielstätten nicht konkret auf meine Anfragen antworten können. Viele Clubs zwingt die vorrübergehende Schließung finanziell in die Knie. Es gibt viele Petitionen und Soforthilfen, um den Kulturbetrieb nach der Krise weiterführen zu können und um finanzielle Löcher zu stopfen. Seitens der Regierung ist zwar der 20. April als Wiedereröffnung angesetzt, trotzdem herrscht eine große Unsicherheit diesbezüglich, ob es wirklich normal weitergeht im April und darüber hinaus. Dazu kommt noch, dass viele Veranstalter*innen erstmal die abgesagten Shows im Anschluss nachholen möchten – was natürlich super ist. Somit verschiebt sich die komplette Konzertplanung für 2020 aber nach hinten. Manche Konzerte und Touren werden auch gar nicht nachgeholt. Jetzt ist es an mir, die Lücken und freien Termine rechtzeitig herauszufinden und anzufragen. Ich buche sechs bis vier Monate im Voraus. Sprich, ich konzentriere mich jetzt hauptsächlich auf den Herbst und Winter. Da ich fast ausschließlich mit Bands arbeite, die nicht von ihrer Musik leben, spüre ich die Auswirkungen eher sanft. Für die Bands, die von der Musik ihre Miete etc. bezahlen müssen, heißt kein Auftritt auch kein Einkommen.
Als Musiker persönlich profitiere ich gerade sehr von der zusätzlichen Zeit zuhause. Da wir uns mit A Saving Whisper gerade im Songwritingprozess befinden, mussten sowieso keine Konzerte oder Touren abgesagt werden, da wir uns 2020 zurückziehen. Wir treffen uns momentan täglich in Discord und gehen gemeinsam in uns, um für die kommende Scheibe Konzepte und Songideen auszuarbeiten. Parallel schreibe und recorde ich zuhause täglich. Ich habe auch noch ein Emo-Folk Soloprojekt namens Stampede. Da ich diese Zeit gerade als sehr inspirierend empfinde, konnte ich gut in mich gehen und einen neuen Song schreiben, aufnehmen und veröffentlichen. Er trägt den Namen „Firefly“. Man kann ihn auf Bandcamp hören. 😉
Wichtig ist es jetzt, die Kunst und Kultur nicht zu vergessen. Sie ist nur in Quarantäne und kommt wieder! Wenn sie wieder frei ist, soll es noch Menschen geben, die es sich leisten können sie zu machen. Ich erlebe gerade wieder eine belebte Debatte über soziale Themen wie das bedingungslose Grundeinkommen. Um es auf den Punkt zu bringen, würde ich gern meinen Bandkollegen und Freund Hannes zitieren: „Egal, ob von einer persönlichen Krise oder einer kollektiven ausgegangen wird: Es fühlt sich unangenehm an, aber hat ein riesiges Potential, Gewohnheiten zu verändern. Zum Beispiel wie wir wirtschaften, wie wir handeln, wie wir wahrnehmen, denken und wertschätzen. Am Ende ist die Krise ein Punkt, an dem etwas Neues entstehen wird, wenn wir die Kraft aufbringen, frei von Illusionen, aber dafür mit Visionen und Entschlossenheit, unsere Zukunft zu gestalten. Egal was kommt, wir sollten das Beste daraus machen und positiv in die Zukunft blicken, ganz rational und mit einer guten Portion Menschlichkeit.“